Offenes Factoring
Offenes Factoring
Generell spricht man beim Prozess des Factorings davon, dass ein Unternehmen seine offenen Forderungen in Zusammenarbeit mit einem Factor vorfinanziert. Davon also, dass sich das Unternehmen die entsprechenden Forderungssummen auszahlen lässt, noch bevor seine Kunden sie tatsächlich bezahlt haben.
Dieser Prozess kann in verschiedenen Varianten stattfinden und eine davon ist die offene. Sie ist der Standard unter den Varianten und definiert sich dadurch, dass die Kunden des Unternehmens über den Forderungsverkauf informiert werden.
Das passiert, indem der Factor den Kunden eine neue Rechnung zukommen lässt und die Kunden die entsprechende Summe an den Factor bezahlen. Anders ist das beim stillen oder verdeckten Factoring – dem Gegenstück zum offenen –, denn dort erhalten die Kunden des Unternehmens keine Kenntnis. Der Prozess findet «verdeckt» statt.
Untervarianten des offenen Factorings
In der Welt des Factorings existieren verschiedene Grundvarianten und noch eine Handvoll Sonderformen. Die Grundvarianten setzen sich aus mehreren Parametern zusammen, wobei «offen» oder «verdeckt» einer dieser Parameter ist.
Das bedeutet, dass es mehrere «offene» Factoring-Varianten gibt:
- Mahnwesen: Je nachdem ob sich der Factor neben dem Forderungsmanagement/Debitorenmanagement auch um das Mahnwesen kümmert, spricht man von einem Full-Service-Factoring (Übernahme) oder Inhouse-Factoring (keine Übernahme). Beide können offen stattfinden, wobei die Full-Service-Variante in dieser Auswahl als Standard gilt.
- Ausfallrisiko: Je nachdem ob der Factor das komplette Ausfallrisiko übernimmt oder dessen Übernahme einschränkt, spricht man von einem echten Factoring (Risikoübernahme) oder von einem unechten Factoring (eingeschränkte Risikoübernahme). Auch diese beiden Varianten können offen stattfinden. Das echte Factoring stellt den Standard dar.
Aus diesen Kombinationen ergeben sich also vier verschiedene Varianten des offenen Factorings. Auf der Seite des verdeckten oder stillen Factorings sieht es identisch aus.
Funktionsweise des offenen Factorings
Die Funktionsweise des offenen Standard-Factorings (echt und Full-Service) lässt sich in drei Schritte aufteilen:
- Das Unternehmen verhandelt mit dem Factor eine Gebühr und reicht anschliessend offene Forderungen ein.
- Der Factor zahlt dem Unternehmen die entsprechenden Forderungssummen abzüglich der vereinbarten Gebühr aus und lässt den Kunden des Unternehmens eine neue Rechnung zukommen, die die alte ersetzt.
- Die Kunden zahlen die entsprechende Rechnungssumme an den Factor, während der Prozess für das Unternehmen bereits beendet ist. Sofern die Kunden einer Forderung nicht nachkommen, kümmert sich der Factor um das Mahnwesen.
Anders als beim Full-Service-Factoring würde sich das Unternehmen im Falle des offenen Inhouse-Factorings beim entsprechenden Schritt selbst um das Mahnwesen kümmern, sofern die Kunden den Forderungen nicht nachkommen. Für manche Unternehmen ist es relevant, insbesondere in Mahnfällen den direkten Draht zum Kunden zu behalten, weshalb sie sich für die Inhouse-Variante entscheiden.
Unterschiede zwischen «offen» und «verdeckt»
Beim verdeckten Factoring erhalten die Kunden eines Unternehmens keine Kenntnis darüber, dass ein Factor die entsprechenden Forderungen übernommen hat. Das bedeutet, dass der Factor kein weiteres Rechnungsdokument ausstellt und dass die Kunden ihre Rechnungssumme wie vorher auch direkt an das Unternehmen überweisen. Dieses leitet die Summe dann nach dem Zahlungseingang an den Factor weiter. Unter Umständen kann es sein, dass die Gebühren bei der verdeckten Form etwas höher ausfallen.
Beispiel für die Funktionsweise
Angenommen, Sie führen ein aufstrebendes Handelsunternehmen mit einem Onlineshop für Luxusinterieur und Sie erzielen inzwischen einen Jahresumsatz von knapp CHF 5'000'000. Wenn nun ein Kunde bei Ihnen einkauft und Waren im Wert von CHF 2'500.00 bestellt, dann müssen Sie laut Zahlungsziel bis zu drei Wochen – oder unter Umständen noch länger – auf das Geld warten. Ihre Liquidität leidet darunter.
Also wenden Sie sich an einen Factor, der Ihnen für seine Dienstleistungen eine Gebühr von 2.1 % in Rechnung stellt. Sie reichen die Forderung über CHF 2'500.00 ein und der Factor zahlt Ihnen laut Gebühr CHF 2'447.00 aus. Danach verschickt der Factor eine neue Forderung über CHF 2'500.00 an Ihren Kunden, der das Geld im Verlauf einer neuen Frist an den Factor zahlt.
Sie können das Geld, das Sie vom Factor erhalten haben, derweil schon wieder reinvestieren, beispielsweise in den Wareneinkauf.
Hinweis: Die hier erwähnten Summen und Prozentwerte verstehen sich als Beispiel. Wie viele Forderungen oder welche Summen Sie tatsächlich einreichen (können), bestimmt sich vor allem aus den Vertragsbestimmungen mit dem Factor sowie aus Ihrem Liquiditätsbedarf.
Vorteile des offenen Factorings
Unternehmen, für die das Thema des Factorings neu ist, schrecken erst einmal davor zurück, die offene Variante zu wählen und ihre Kunden einzubinden. Sie denken, dass die Kunden den Forderungsverkauf als Misstrauensvotum werten könnten. Dabei handelt es sich beim offenen Factoring um ein Standardverfahren, das einen wesentlichen Vorteil für das Unternehmen bereithält.
Nämlich, dass es den kompletten Aufwand rund um die offenen Forderungen extern auslagern kann, um intern freie Ressourcen zu schaffen. Das Rechnungswesen muss sich nur noch darum kümmern, Forderungen zu stellen, diese beim Factor einzureichen und als «bezahlt» zu markieren, wenn der Factor sie nach kurzer Zeit ausgeglichen hat. Die freien Ressourcen kann das Unternehmen dann für andere Prozesse ansetzen. Das offene Factoring hat somit einen überaus starken Effizienzeffekt.
Generelle Vorteile des Factorings
Abgesehen von der Effizienz profitiert ein Unternehmen insbesondere noch von zwei weiteren Vorteilen, wenn es auf den Prozess des Factorings setzt. Dazu zählen die Themen Liquidität sowie Ausfallrisiko.
- Schnellere Liquidität: Das Unternehmen muss nicht mehr darauf warten, dass seine Kunden bezahlen. Wenn der Factor die offenen Summen abzüglich Gebühr ausgezahlt hat – und das passiert normalerweise innerhalb sehr kurzer Zeit – dann hat das Unternehmen – unter Vorbehalt der Rückgabe der Ware durch den Käufer – das Geld sicher.
- Kein Risiko: Beim Standard-Prozess muss das Unternehmen keine Bedenken haben, dass der Factor einmal ausgezahlte Summen zurückfordert. Das Ausfallrisiko wechselt mit dem Forderungsverkauf normalerweise komplett auf die Seite des Factors. Retournierungen von Waren und das unechte Factoring bilden eine Ausnahme. Hier kann es zu Rückforderungen seitens des Factors kommen.
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